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Für die Fastenzeit

Die Fastenzeit, eine „geprägte“ Zeit des Gebetes, des Fastens und des Einsatzes für die Notleidenden, bietet allen Christen die Möglichkeit, sich durch eine ernsthafte kritische Prüfung des eigenen Lebens auf Ostern vorzubereiten. Dabei setzt sich der Christ in besonderer Weise mit dem Wort Gottes, das den alltäglichen Weg der Glaubenden erleuchtet, auseinander. In diesem Jahr möchte ich als Anleitung zur Betrachtung in der vorösterlichen Bußzeit einen Satz aus der Apostelgeschichte vorschlagen: Geben ist seliger als nehmen (20, 35). Es handelt sich dabei weder um eine bloße moralische Ermahnung noch um einen Befehl, der den Menschen von außen erreicht. Die Neigung zur Hingabe ist dem menschlichen Herzen von Natur aus gegeben: Jeder Mensch spürt das Verlangen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, und gelangt zu voller Selbstverwirklichung, wenn er sich den anderen aus freien Stücken schenkt.  Unsere Zeit steht leider unter dem Einfluß einer Mentalität, die für die Einflüsterungen des Egoismus, der im menschlichen Herzen immer wieder erwacht, besonders empfänglich ist. Im sozialen Bereich ebenso wie in der Medienwelt wird der Mensch häufig von Botschaften beeinflußt, die beharrlich – offen oder versteckt – die Kultur der Kurzlebigkeit und des Hedonismus verherrlichen. Auch wenn es bei Naturkatastrophen, Kriegen und anderen Notlagen nicht an Aufmerksamkeit für die anderen fehlt, fällt es im allgemeinen nicht leicht, eine Kultur der Solidarität zu entwickeln. Der Geist der Welt verändert den inneren Drang zur uneigennützigen Selbsthingabe an die anderen und treibt den Menschen dazu, die eigenen Sonderinteressen zu befriedigen. Das Verlangen nach der Mehrung irdischer Güter wird immer stärker angeheizt. Es ist zweifellos natürlich und recht, daß sich jeder durch den Einsatz seiner Begabungen und die Leistung seiner Arbeit bemüht, das zu erhalten, was er zum Leben benötigt, doch die übertriebene Besitzgier hindert das Geschöpf Mensch daran, sich dem Schöpfer und seinen eigenen Artgenossen gegenüber zu öffnen.  (…) Die Ausbeutung des Menschen, die Gleichgültigkeit für das Leid des anderen, die Verletzung der sittlichen Normen sind nur einige der Früchte der Gewinnsucht. Wie sollte man angesichts der traurigen Szene fortdauernder Armut, die große Teile der Weltbevölkerung heimsucht, nicht erkennen, daß der um jeden Preis begehrte Profit und das Fehlen einer tatkräftigen und verantwortungsvollen Sorge für das Gemeinwohl große Geldmengen in den Händen einiger weniger konzentrieren, während der Rest der Menschheit unter Elend und Aufgegebensein leidet? Mit meinem Appell an die Gläubigen und an alle Menschen guten Willens möchte ich ein an sich selbstverständliches, allerdings nicht selten unbeachtetes Prinzip unterstreichen: es tut Not, sich nicht um das Wohl eines privilegierten Kreises einiger weniger, sondern um die Verbesserung der Lebensbedingungen aller zu bemühen. Nur auf diesem Fundament wird man eine internationale Ordnung errichten können, die tatsächlich die Züge der Gerechtigkeit und Solidarität trägt und die alle herbeiwünschen. Geben ist seliger als nehmen. Wenn der Glaubende dem inneren Anstoß nachkommt und sich den anderen hingibt, ohne etwas zu erwarten, wird er eine tiefe innere Befriedigung erfahren. Die Kraft für sein Bemühen um die Förderung der Gerechtigkeit, für seinen Einsatz zur Verteidigung der Schwächsten, für seine humanitären Aktionen, um Brot für die Hungernden zu beschaffen und sich um die Kranken zu kümmern und bei jeder Notlage und Bedrängnis zur Stelle zu sein, diese Kraft schöpft der Christ aus jenem einzigartigen und unerschöpflichen Schatz der Liebe, der die Ganzhingabe Jesu an den Vater ist. Der Glaubende wird angespornt, auf den Spuren Christi zu wandeln, der als wahrer Gott und wahrer Mensch in vollkommener Zustimmung zum Willen des Vaters sich selbst entäußerte und erniedrigte (vgl. Phil 2,6 ff), indem er sich uns mit einer uneigennützigen, totalen Liebe hingab, um schließlich am Kreuz zu sterben. Von Golgota aus verbreitet sich auf beeindruckende Weise die Botschaft von der Liebe des Dreifaltigen Gottes zu den Menschen aller Zeiten und Orte. (…) Der Sohn Gottes hat uns zuerst geliebt, „als wir noch Sünder waren“ (Röm 5, 8), ohne irgend etwas zu verlangen, ohne uns irgendeine Bedingung a priori aufzuerlegen. Wie sollte man angesichts dieser Feststellung in der Fastenzeit nicht die günstige Gelegenheit zu beherzten Entscheidungen für Selbstlosigkeit und Großmut sehen? Sie bietet uns die praktische und wirksame Waffe des Fastens und des Almosengebens, um gegen die übermäßige Anhänglichkeit an das Geld anzukämpfen. Nicht nur auf das Überflüssige, sondern auf etwas mehr zu verzichten, um es an die Bedürftigen weiterzugeben, trägt zu jener Selbstverleugnung bei, ohne die es keine echte christliche Lebenspraxis gibt. Der Getaufte, der sich aus dem beständigen Gebet nährt, macht deutlich, daß in seinem Leben Gott wirklich den Vorrang hat. Die in unsere Herzen ausgegossene Liebe Gottes muß unser Sein und Tun inspirieren und verändern. Der Christ gebe sich nicht der Täuschung hin, er könnte sich um das wahre Wohl der Brüder bemühen, ohne die Liebe Christi zu leben. Auch dort, wo es gelänge, wesentliche negative soziale oder politische Faktoren zu ändern, würde ohne die Liebe jedes Ergebnis nur von kurzer Dauer sein. Die Möglichkeit zur Hingabe an die anderen ist selber ein Geschenk Gottes und entspringt aus seiner Gnade. Wie der heilige Paulus lehrt, „ist es Gott, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus“ (Phil 2, 13).  Dem heutigen Menschen, der häufig durch ein leeres, oberflächliches Dasein unerfüllt und auf der Suche nach wahrer Freude und Liebe ist, bietet Christus sein Beispiel an und lädt ihn zur Nachfolge ein. Wer ihn hört, den fordert er auf, das Leben für die Brüder einzusetzen. Aus solcher Hingabe entstehen die volle Selbstverwirklichung und die Freude, wie das vielsagende Beispiel jener Männer und Frauen zeigt, die ihre Sicherheiten aufgegeben und nicht gezögert haben, als Missionare in den verschiedenen Teilen der Welt ihr Leben einzusetzen. Davon zeugt auch die Entscheidung jener jungen Leute, die, vom Glauben beseelt, den Priester- oder Ordensberuf ergreifen, um sich in den Dienst am „Heil Gottes“ zu stellen. Das beweist schließlich die zunehmende Zahl von Freiwilligen, die sich mit sofortiger Bereitschaft den Armen, den Alten, den Kranken und all denen widmen, die sich in einer Notsituation befinden. (…) Der Dienst an den Notleidenden kann für die „Fernstehenden“ ein von der Vorsehung bereiteter Weg zur Begegnung mit Christus sein, weil der Herr jede Gabe an

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Gebet um Berufungen

O Jesus, guter Hirte,wir danken Dir demütig für alle Berufungen,die Du durch Deinen Geist Deiner Kirche immerwieder schenkst.Stehe den Bischöfen, den Priestern, den Missionarenund allen Personen des geweihten Lebens:Lass, dass sie Zeugnis und Beispiel für ein wahrhaft evangelisches Leben geben können.Gib denen, die sich auf das heilige Amt und das geweihte Leben vorbereiten, Kraft und Ausdauer.Vermehre die Arbeiter des Evangeliums, damit sie deinen Namen allen Völkern verkünden können.Schütze alle jungen Menschen in unseren Familien und in unseren Gemeinschaften, schenke ihnen die Bereitschaft und Mut, dir nachzufolgen.Richte auch heute deinen Blick auf sie und rufe sie.Schenke allen Berufenen die Kraft, alles aufzugeben um nur dich zu wählen, der Du die Liebe bist.Vergib die Uneinigkeit und die Untreue derer, die Du erwählt hast. Höre, o Christus, unsere Bitten auf die Fürsprache der seligen Jungfrau MariaDeiner Mutter und Königin der Apostel.Gib, dass sie, die geglaubt hat, der Grund zur Freude ist,begleite durch ihre Gegenwart und ihr Beispiel diejenigen, die Duzum hingebungsvollen Dienst an Deinem Reich.Amen! Quele: MESSAGGIO DEL SANTO PADRE GIOVANNI PAOLO IIPER LA XXI GIORNATA MONDIALE DELLE VOCAZIONI Übersetzung jp2.at

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Christmette 2002

Christmette, Vatikan, St. Peter Basilika „In dieser heiligen Nacht wird ein uraltes Versprechen erfüllt. Die Zeit des Wartens ist vorbei und die Jungfrau bringt den Messias zur Welt. Jesus wird für eine Menschheit geboren, die auf der Suche nach Freiheit und Frieden ist. Er wird für jeden Menschen geboren, der von der Sünde gequält wird, der Erlösung braucht und nach Hoffnung dürstet. Ein Säugling in einer armen Krippe: das ist das Zeichen Gottes. Jahrhunderte und Jahrtausende vergehen, aber das Zeichen bleibt und spricht auch zu uns, den Männern und Frauen des dritten Jahrtausends. Es ist ein Zeichen der Hoffnung für die ganze Menschheitsfamilie; ein Zeichen des Friedens für diejenigen, die unter Konflikten aller Art leiden; ein Zeichen der Freiheit für die Armen und Unterdrückten; ein Zeichen der Barmherzigkeit für diejenigen, die im Teufelskreis der Sünde gefangen sind; ein Zeichen der Liebe und des Trostes für alle, die sich einsam und verlassen fühlen. Es ist ein Zeichen, das klein und zart ist, demütig und still, aber reich an der Kraft Gottes, der aus Liebe Mensch geworden ist.“ Papst Johannes Paul II. Vatikan, St. Peter Basilika, 24.12.2002   

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Vorbereitung für Weihnachten

Vorbereitung für Weihnachten „Lassen Sie sich von Maria, der Mutter des menschgewordenen Wortes, auf Ihrem Weg der Vorbereitung auf dieses Fest begleiten. Sie erwartet in aller Stille die Erfüllung der Verheißungen Gottes und lehrt uns, dass man, um der Welt Frieden und Freude zu bringen, zuerst Jesus Christus, den Friedensfürsten und die Quelle der Freude, in sein Herz aufnehmen muss. Damit dies geschieht, muss man sich zu seiner Liebe bekehren und bereit sein, seinen Willen zu tun.“ Papst Johannes Paul II. Vatikan,17. Dezember 2000

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Hl. Johannes Paul II., der große Schutzpatron Europas und Doktor der Kirche

Die gegenwärtige Kulturkrise ist eine riesige kulturgschichtliche Forderung nach einer weisen Rückkehr zum gemeinsamen historischen Erbe. Die Renaissance, auf die wir alle warten, kann nur als neues Denken verwirklicht werden. Man muss also die klassische Auffassung des Menschen und der Welt neu verstehen. Es ist unverkennbar, dass in diesem Zusammenhang das Erbe vom hl. Papst Johannes Paul II. einen großen kulturbildenden Wert hat. Karol Wojtyła hat uns also ein riesiges Material zum Nachdenken hinterlassen. In seiner Spiritualität und in seinem Denken sehen wir die Kunst, Tradition und Neues in Einklang zu bringen, also wie im Evangelium (Mt 13,52), wo der Gelehrte von Jesus gelobt wird. Das Erbe von Papst Johannes Paul II. ist eine reichhaltige, vielseitige und kreative Synthese von vielen menschlichen Denkweisen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sie nach wie vor bedeutendes und ganzheitliches Projekt der kulturellen Erneuerung im globalen Maßstab bleibt. Dieses Projekt ist nicht als einfacher Aufruf zur Rückkehr in die Vergangenheit zu verstehen. Der Gedankengut von Johannes Paul II. ist nämlich durchaus modern, originell und kreativ, wobei er auch traditionell im besten Sinne des Wortes ist. Sein rastloses Streben nach dem Gleichgewicht zwischen Tradition und Modernität brachte ins Leben der Kirche und in die universellen Kreise der Kultur, Politik und Wissenschaft einen Hauch der Frische. In dieser Hinsicht ist der heilige Papst ein wahrer Kirchenlehrer und Doktor der Kirche, und zugleich ein wichtiger Hüter europäischer Werte geworden, die das unerschütterliche Fundament der modernen Zivilisation bilden. In meinem Vortrag möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf drei Dimensionen des Erbes vom hl. Johannes Paul II. richten, in denen dieses Erbe am kreativsten ist. Das sind, meines Erachtens, die wichtigsten Gründe, warum Johannes Paul II. als Doktor der Kirche und einer der Schutzpatrone unserer europäischen Heimat anerkannt werden sollte. 1.  Kirchenvision von Johannes Paul II.: ein Doktorat in Ekklesiologie Der Papst aus Polen war außerordentlich arbeitsam. Eine Vielzahl von öffentlichen Auftritten, Audienzen, Auslandsreisen und inhaltsreichen Dokumenten beweisen nicht nur seinen Fleiß, sondern auch die wahre Liebe zur Braut Christi, für die der auferstandene Herr ihn zum Hüter und Hirten gemacht hat. Die Größe dieses Erbes sollte jedoch nicht nur quantitativ gemessen werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Leben von Karol Wojtyła, also Papst Johannes Paul II. ein großartiges Zeugnis über den Primat Gottes im persönlichen und gesellschaftlichen Leben ist. Die Größe des Papstes ist die Größe der Gnade Gottes, die der Jünger Christi treu beantwortete, schützte und überlieferte, und deren er Apostel, Verkünder, Zeuge1 und Ikone wurde. Das Erbe Wojtyłas ist ein Zeugnis: die größte Stärke des Papstes bestand nicht darin, die Schlüsselgewalt zu besitzen, sondern ein demütiger und transparenter Zeuge von Gottes Schönheit, Güte und Liebe inmitten einer leidenden Welt zu sein. Der Aufruf zum päpstlichen Amt war in erster Linie eine Frage der internen Berufung zu einer noch größerer Solidarität mit Gott und Mensch. Die institutionellen und rechtlichen Dimensionen des päpstlichen Zeugnisses – beispielsweise in der Neufassung vom Kodex des kanonischen Rechts von 1983 – waren schon immer dem Aufbau von Beziehungen und der Entwicklung der Kirche, die als «ein Sakrament der innigen Vereinigung mit Gott «2 verstanden wird, unterordnet. Es war die Kirche, die in den Seelen erwacht – ich bediene mich hier des Ausdrucks von Romano Guardini – die im Mittelpunkt des Lebens und Wirkens von Johannes Paul II. stand. Die Bedeutung des päpstlichen Zeugnisses sehe ich vor allem darin, wie Wojtyła die Kirche versteht. Noch vor seiner Wahl zum Päpstlichen Stuhl schrieb er in seinem Gedicht Stanisław, dass die Kirche für ihn der intimste Raum seines eigenen Inneren und „der Boden und Gipfel seines Seins ist“.3 Als Konsequenz der Begegnung mit Christus nahm der Papst Wojtyła die Kirche ins Mittelpunkt seines persönlichen Lebens an. Die Kirche wurde sein Zuhause und er wurde ein Zuhause für die Kirche. Wie man diese Worte versteht, wird jeder wissen, der ihm wenigstens einmal persönlich begegnet ist und sich an seinen Blick und seine Handberührung erinnert. Es gab keine Fremdheit oder Distanz in ihm. Als ein der Kirche und dem Gott ergebener Mensch, ergab er sich auch den Menschen und fand Raum für sie in seinem Herzen. Die äußere Herzlichkeit strahlte aus den Tiefen seines Inneren aus, das für alle ein gastfreundliches Zuhause war. Wojtylas wichtigste Lektion ist die über die Aufnahme der Kirche in sein Inneres und die Identifikation mit Menschen, die an Gott glauben, ihn lieben und auf ihn hoffen. Sagen wir es klar und deutlich: in einer fragmentierten, gebrochenen Welt, in der sich immer mehr Menschen auf unterschiedliche Weise verwirrt fühlen, predigte Johannes Paul II. konsequent das Geheimnis der Kirche als Zuhause für alle. Papst Wojtyła war ein von Menschen stammender und für Menschen ernannter Papst. Das beweist sein Wille, den Menschen nahe zu sein, die für so viele Menschen gehaltenen Messen in seiner privaten Kapelle, Treffen am Tisch, Überwindung von Hindernissen während der Audienzen, Stapeln von Gebetskarten, die ununterbrochen in den Nischen seines Betstuhls verblieben. Ohne Übertreibung kann festgestellt werden, dass die Kirche während des Pontifikats von Johannes Paul II. aufs Neue und definitiv ihr menschliches Gesicht zeigte und wieder ein Zuhause wurde. Das beweisen nicht nur konkrete Ereignisse, die oft verschiedene Konventionen überschreiten, sondern auch zahlreiche päpstliche Dokumente und deren Inhalte. Lassen wir beispielsweise die bahnbrechende Familiaris consortio erwähnen, in der er de facto einen Teil die Exkommunikation von den Geschiedenen zurücknimmt, um sie zu einer tieferen Integration mit der Kirche einzuladen. Was für ein wunderschöner Ausdruck herzlicher Fürsorge für den Menschen, Ausdruck der Begleitung und zugleich auch ein Beweis eines großen pastoralen Mutes in einem epochalen Maß. In dieser Hinsicht wird Johannes Paul II. für immer ein wahrer Doktor der Kirche bleiben, der lehrt, dass nur derjenige sie versteht, der sie in sein Inneres einlädt. Diese innovative Ekklesiologie, die mehr in der Lebenspraxis als auf dem Papier zum Ausdruck kommt, verdient es, eine Herz-Ekklesiologie genannt zu werden. Die Offenheit der Kirche für Missionen, der pastorale Tenor des Petrusdienstes, das Zeigen des freundlichen Gesichts der Kirche – das sind alles Früchte dieser herzlichen Vision der Kirche, die im Herzen von Johannes Paul II. tief verwurzelt war. Es besteht kein Zweifel, dass auf dem

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Pastoralbesuch in Österreich 1983: Hl. Messe beim Papstkreuz im Donaupark

Freiheit und Umkehr: Die Botschaft von Papst Johannes Paul II. An einem regnerischen Sonntag, dem 11. September 1983, versammelten sich Tausende von Gläubigen im Donaupark in Wien, um an der Eucharistiefeier zum Abschluss des Katholikentages teilzunehmen. Papst Johannes Paul II. hielt eine bewegende Predigt, in der er die Bedeutung von Freiheit und Umkehr im christlichen Leben betonte. Die Predigt stand unter dem Motto des Katholikentages: „Hoffnung leben – Hoffnung geben“. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Botschaften, die der Papst an diesem denkwürdigen Tag vermittelt hat. Die verlorene Hoffnung und die Umkehr Papst Johannes Paul II. begann seine Predigt mit den Worten aus dem Evangelium: „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen.“ Diese Worte, so betonte er, seien von besonderer Bedeutung an diesem Tag des Abschlusses des Katholikentages, der die Perspektive der Hoffnung in den Mittelpunkt stellte. Der Papst erinnerte daran, dass die Hoffnung, wie sie durch Jesus Christus gezeigt wurde, die Grundlage des christlichen Lebens ist. Er verwies auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das im Evangelium behandelt wurde, und betonte die Parallelen zwischen der verlorenen Hoffnung des Sohnes, der sein Vaterhaus verließ, und der Hoffnung, die viele Menschen heute verloren haben. Der Papst erklärte, dass Hoffnung ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist, und dass es entscheidend ist, Wege zu finden, wie Menschen wieder Hoffnung finden können. Freiheit und Verantwortung Papst Johannes Paul II. sprach auch über die Bedeutung von Freiheit und Verantwortung im Leben der Menschen. Er betonte, dass die Freiheit eine Gabe von Gott ist und dass sie den Menschen befähigt, die Welt zu gestalten und ihre Würde zu bewahren. Er warnte jedoch davor, dass Freiheit nicht mit Willkür gleichzusetzen ist und dass sie mit Verantwortung einhergeht. Der Mensch ist nicht nur sich selbst gegenüber verantwortlich, sondern auch gegenüber seinen Mitmenschen, der Gesellschaft und Gott. Der Papst warnte vor einer Gesellschaft, die Verantwortung, Gesetz und Gewissen vernachlässigt, und wies darauf hin, dass dies die Grundlagen des menschlichen Lebens bedroht. Er ermutigte die Gläubigen, die Verantwortung vor Gott ernst zu nehmen und sich bewusst zu sein, dass es keine Freiheit ohne Bindung gibt. Die Krise der Familie Ein weiteres wichtiges Thema, das Papst Johannes Paul II. in seiner Predigt ansprach, war die Krise der Familie. Er betonte, dass Ehe und Familie heute in Gefahr sind und dass dies viele Menschen betrifft, insbesondere die Kinder. Die Krise der Familie manifestiert sich in Ehescheidungen, Missverständnissen zwischen Eltern und Kindern, Problemen bei der Vermittlung von Werten und der weitverbreiteten Praxis der Abtreibung. Der Papst führte die Ursache dieser Krise auf ein falsches Verständnis von Freiheit zurück, das die Selbstbehauptung und das egoistische Streben nach Wohlstand in den Vordergrund stellt, ohne Rücksicht auf andere oder auf die Gebote Gottes. Er betonte, dass der Glaube und der religiöse Sinn in Ehe und Familie oft erloschen sind und dass die Rückkehr zu Gott der Schlüssel zur Erneuerung von Ehe und Familie ist. Die Bedeutung der Umkehr Papst Johannes Paul II. hob hervor, dass die Umkehr im Herzen des Evangeliums steht und dass sie die Antwort auf die Krise der Freiheit und der Familie ist. Die Umkehr erfordert die Einsicht in die eigenen Sünden, die Bereitschaft zur Veränderung und das Bekenntnis vor Gott. Der Papst betonte, dass die Umkehr auch eine Aussöhnung mit Gott bedeutet und dass die Liebe Gottes stärker ist als Schuld. Er ermutigte die Gläubigen, die Beichte ernst zu nehmen und die heilige Messe zu feiern, um die Nähe Gottes zu erfahren. Die Umkehr ermöglicht es den Menschen, sich auf den Weg zur Hoffnung zu begeben und die Liebe Gottes in ihren Herzen aufzunehmen. Die Perspektive der Hoffnung In seiner Predigt beim Katholikentag in Österreich betonte Papst Johannes Paul II. die Bedeutung von Freiheit, Verantwortung, Familie und Umkehr im Leben der Menschen. Er ermutigte die Gläubigen, die Perspektive der Hoffnung nicht zu verlieren und sich auf den Weg zur Umkehr zu begeben, um zu Gott zurückzukehren. Der Papst erinnerte daran, dass der Vater immer auf die Rückkehr seiner Kinder wartet und bereit ist, sie in Liebe aufzunehmen. Die Botschaft von Papst Johannes Paul II. ist eine Erinnerung daran, dass die Hoffnung und die Umkehr im Herzen des christlichen Glaubens stehen und dass sie den Weg zu einem erfüllten und sinnerfüllten Leben weisen. Predigt von Papst Johannes Paul II. von 11. September 1983 beim Papstkreuz im Donaupark: Link

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Pastoralbesuch in Österreich 1983: Europavesper auf dem Heldenplatz in Wien

Wien, Heldenplatz, 10. September 1983 Am Samstag, dem 10. September 1983, fand auf dem historischen Heldenplatz in Wien ein denkwürdiges Ereignis statt. Papst Johannes Paul II. versammelte sich dort mit Tausenden von Gläubigen aus Österreich und vielen anderen Ländern Europas, um das Europavesper zu feiern. Dieses Ereignis hatte eine tiefgreifende historische Bedeutung, da es nicht nur ein Gottesdienst war, sondern auch eine Botschaft des Friedens, der Einheit und der Verantwortung für Europa und die Welt übermittelte. In seiner bewegenden Predigt betonte der Papst die Bedeutung des Friedens, nicht nur für Wien und Österreich, sondern für ganz Europa. Er erinnerte an die Ereignisse von 1683, als die Stadt Wien von einer osmanischen Belagerung bedroht war und christliche Verteidiger, darunter der polnische König Jan Sobieski, die Stadt erfolgreich verteidigten. Papst Johannes Paul II. betonte, dass der Friede nicht durch Kriege und Gewalt, sondern durch das Kreuz und die Botschaft Jesu Christi erreicht werden müsse. Der Papst ermutigte die Gläubigen, sich für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte einzusetzen, sowohl in ihrem eigenen Land als auch auf internationaler Ebene. Er würdigte auch die Bemühungen Österreichs, Flüchtlinge aufzunehmen und humanitäre Hilfe zu leisten. Darüber hinaus sprach er über die Notwendigkeit der Einheit unter den Christen und die Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Das Europavesper auf dem Heldenplatz war ein bedeutendes Ereignis, das die Gläubigen dazu ermutigte, sich für eine bessere Welt einzusetzen und die Hoffnung im Kreuz Christi zu finden. Die Botschaft des Papstes hallte weit über diesen besonderen Abend hinaus und erinnerte die Menschen daran, dass Frieden und Solidarität die Grundlagen für eine bessere Zukunft sind. Predigt von Papst Johannes Paul II.  auf dem Heldenplatz: Link

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Pastoralbesuch in Österreich 1983: Treffen mit Jugendlichen im Praterstadion

Wien, Praterstadion, 10. September 1983 Ein besonderes Ereignis fand am Samstagabend im Praterstadion in Wien statt, als Papst Johannes Paul II. sich mit Tausenden von Jugendlichen aus ganz Österreich und den Nachbarländern traf. Unter dem Motto „Jesus Christus unser Weg“ fand eine inspirierende Begegnung statt, bei der der Papst die jungen Menschen ansprach und sie dazu ermutigte, ihren Glauben in der modernen Welt zu leben und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. In seiner Ansprache zeigte Papst Johannes Paul II. eine tiefe Zuneigung und Hoffnung für die jungen Menschen, die an diesem Abend zusammengekommen waren. Er erkannte die Herausforderungen, vor denen die Jugendlichen stehen, angesichts von Problemen wie Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit und globalen Konflikten. Der Papst betonte, dass die Jugendlichen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen würden und ermutigte sie, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen und ihren Einsatz für eine bessere Welt zu leisten. Der Pontifex erklärte, dass der Glaube an Jesus Christus oder zumindest die Suche nach ihm eine gemeinsame Verbindung unter den jungen Menschen sei. Er betonte die Wichtigkeit, sich auf Christus zu verlassen und seinen Weg als Richtlinie für das Leben zu nehmen. Papst Johannes Paul II. ermutigte die Jugendlichen dazu, sich nicht von den Schwierigkeiten der Zeit entmutigen zu lassen, sondern ihre besten Kräfte des Geistes, des Herzens und der Hände einzusetzen, um positive Veränderungen herbeizuführen. Eine eindrucksvolle symbolische Handlung fand während dieser Begegnung statt, als einige der jungen Menschen ein Kreuz aus Blumen in die Mitte des Stadions legten. Dieses blühende Kreuz wurde als Siegeszeichen Jesu betrachtet, als Symbol der Hoffnung und des Osterglaubens gegenüber allem, was entmutigen könnte. Papst Johannes Paul II. betonte auch die feinfühlige Güte, mit der Jesus den Menschen begegnete, und ermutigte die jungen Menschen, diesem Beispiel zu folgen. Er erklärte, dass Jesus nicht nur Ideale des modernen Menschen verkörpere, sondern einen tiefen Sinn in Natur und Mensch zeige. Die Botschaft von Jesus, dass Gott inmitten der Schöpfung gegenwärtig sei, sollte eine Quelle der Zuversicht und des Vertrauens sein. Die Jugendlichen wurden ermutigt, aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken, sei es in Beziehungen, im Beruf oder in der Gemeinschaft. Der Papst hob hervor, dass sie Verantwortung übernehmen und als Christen Zeugnis ablegen sollten, selbst wenn sie auf Missverständnis oder Ablehnung stoßen sollten. Er ermutigte sie auch, sich auf Jesus Christus einzulassen, der als der Weg, die Wahrheit und das Leben verkündet wird. Papst Johannes Paul II. schloss seine bewegende Ansprache mit einer Aufforderung an die Jugendlichen: „Eure Aufgabe ist groß, junge Freunde! Aber Jesus sagt auch zu Euch ‚Fürchtet Euch nicht‘. Lasst Euch nicht lähmen durch Unheilspropheten. Verschreibt Euch nicht dem Motto ‚Alles oder nichts‘, sondern habt Mut und Geduld zu kleinen Schritten. Denkt selbst nach und lasst Euch nicht durch fremde Parolen leiten. Jesus sagt auch zu Euch ‚Kehrt um, bekehrt Euch‘. Schiebt Eure Verantwortung nicht auf andere, auf die Gesellschaft, auf den Staat, auf die Kirche.“ Die Begegnung im Praterstadion markierte einen bedeutenden Moment in der Pastoralreise von Papst Johannes Paul II. in Österreich. Die Botschaft der Hoffnung, des Engagements und des Glaubens, die er an die Jugendlichen richtete, hallte weit über diesen besonderen Abend hinaus und inspirierte junge Menschen dazu, ihren Glauben zu leben und aktiv zur Gestaltung einer besseren Welt beizutragen.

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Pastoralbesuch in Österreich 1983: Gedenken an die Schlacht auf dem Kahlenberg

Kahlenberg, 13. September 1983 Mit großer Freude und bewegten Herzen grüßte Papst Johannes Paul II. alle Anwesenden an diesem letzten Vormittag seines Besuchs in Österreich auf dem Kahlenberg. Er bedankte sich herzlich für den warmen Empfang, die treffenden Worte und die fröhlichen Gesänge. Der Kahlenberg, auf dem vor dreihundert Jahren eine bedeutende Entscheidung getroffen wurde, verlieh dem Psalmenwort eine neue, lebensnahe Bedeutung: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn.“ (Ps 121,1). Die Kirche auf dem Kahlenberg erinnert uns daran, dass auch die Befreier von damals wussten, wie sehr sie auf göttliche Hilfe angewiesen waren. Sie starteten die Schlacht nicht ohne vorher gemeinsam um Gottes Beistand zu beten. Das Gebet „Jesus und Maria hilf!“ trugen sie mit in die Schlacht. Das Vertrauen auf die mächtige Fürsprache Marias hat in den Zeiten der Angst die bedrohten Völker gestärkt. Der glückliche Sieg wurde ihrer mütterlichen Vermittlung zugeschrieben, und so wurde der 12. September zum Fest Mariä Namen erklärt. Für Papst Johannes Paul II. war es ein Geschenk, dieses Fest am 300. Jahrestag dieser Befreiung in Wien feiern zu können, im Hohen Dom der befreiten Hauptstadt, in geistiger Verbundenheit mit jenen, die damals im selben Gotteshaus gebetet und gesungen haben – zuerst in Not und dann im Jubel. Der Papst rief dazu auf, nicht aufzuhören zu beten und zu singen, da Mariä Namen auch heute noch Zuflucht bietet. „Maria, breit den Mantel aus, mach Schirm und Schutz für uns daraus; lass uns darunter sicher stehen, bis alle Stürme vorübergehen.“ Papst Johannes Paul II. befand sich auf dem Weg zum Heiligtum Mariazell und nahm in Gedanken alle mit. Er empfahl Marias mütterliche Liebe denen, die bei der Vorbereitung und Durchführung des großen Katholikentages mitgewirkt hatten. Er dankte den Familien für ihren Einsatz und ermutigte dazu, sowohl die Vorbereitung als auch die Nacharbeit solcher Ereignisse mit Kreativität und Ausdauer anzugehen. Der Papst richtete sich auch an seine polnischen Landsleute und erinnerte an die tiefe Verbundenheit zwischen Österreich und Polen, die vor 300 Jahren unter dem Schutz Marias entstand. Diese Verbindung habe sich als grundlegend für echte Brüderlichkeit erwiesen. Die Ansprache des Papstes betonte die Bedeutung des Gedenkens an die Schlacht auf dem Kahlenberg und die Rolle des Glaubens und der Werte in dieser historischen Auseinandersetzung. Er ermutigte die Jugend, sich Christus hinzugeben und betonte, dass er sie überallhin führen wird, sei es in die Ehe, in geistliche Gemeinschaften oder ins Priestertum. Papst Johannes Paul II. hob auch den symbolischen Akt der Weihe hervor, der heute hier auf dem Kahlenberg stattfindet. In der Kapelle, die der Muttergottes von Częstochowa gewidmet ist und sich an dem Ort der siegreichen Schlacht befindet, erhält diese Weihe eine besondere Bedeutung. Sie drückt die Dankbarkeit gegenüber der schützenden Mutter aus und ehrt die Vorfahren für ihr Zeugnis, aus dem wir Inspiration für die Beharrlichkeit im Schutz bedrohter Werte schöpfen. In seinen abschließenden Worten ermutigte Papst Johannes Paul II. dazu, sich dem Herrn der Geschichte anzuvertrauen und ihm im Großen und Kleinen zu vertrauen. Dieser historische Tag auf dem Kahlenberg erinnert uns daran, wie vergangene Entscheidungen das Schicksal von Tausenden von Menschen und ganzen Völkern geprägt haben. Doch in Anbetracht der Führung Gottes in der Geschichte und im persönlichen Leben fühlte sich Papst Johannes Paul II. dazu ermutigt, sich ihm in allem anzuvertrauen. Text der Ansprache auf dem Kahlenberg: Link

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Die stille Katechese des Leidens

Abschluss der Betrachtungen zu den Enzykliken des hl. Johannes Pauls II. Der heilige Papst Johannes Paul II. Foto: Vatican Media 35 Wochen lang sind wir dem großen Schatz nachgegangen und haben den geistlichen, theologischen wie philosophischen Reichtum der Enzykliken erkundet, die Johannes Paul II. in seinem Pontifikat, das 26 ½ Jahre währte, publiziert hat – ein Vermächtnis für Kirche und Welt. Als „Servus servorum Dei“ hat der aus Polen kommende, bis heute verehrte und bewunderte Papst Schriften verfasst, die der Kirche Gottes zur Beachtung geschenkt sind und von der sich doch in trotziger Empörung heute – besonders in Deutschland – Theologen und Bischöfe abwenden wollen. Die Abkehr von der Lehre der Kirche wird als „Weiterentwicklung“ bezeichnet. So traurig wie bezeichnend ist auch, dass Bischof Dr. Georg Bätzing am 10. September 2021 in seinem Grußwort an die Teilnehmer des „Marsches für das Leben“ von „werdenden Müttern und Eltern“ gesprochen hat. Darüber hätte der heilige Johannes Paul II. nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Eine schwangere Frau ist keine „werdende Mutter“, sie ist Mutter, ebenso wenig wie der Vater ein „werdender Vater“ ist, sondern Vater. Das ungeborene Kind ist auch nicht werdendes Leben – wie vielfach bis in den Raum der Kirche hinein unbedacht gesagt wird –, sondern menschliches Leben, vom Augenblick der Empfängnis an. Wir sprechen darum ja auch vom Kind im Mutterleib, nicht vom Kind im Leib der „werdenden Mutter“. All dies zeigt uns, wie viel, wie sehr wir als Kirche vom heiligen Johannes Paul II. lernen können, wie wichtig auch das Lehramt ist, das uns die Orientierung und die Klarheit schenkt, derer wir alle so sehr bedürfen. Wir denken, wenn uns der heilige Johannes Paul II. vor Augen steht, aber nicht nur an einen Kirchenlehrer und Menschenfreund, sondern auch an seinen langen Abschied von der Welt. Von Leiden und schwerer Krankheit gezeichnet hat er in den letzten Jahren seines Lebens ein Vorbild und Beispiel gegeben, wie wir Schmerzen und körperliche Schwäche annehmen und ertragen können, all das, was uns selbst oder unseren Mitmenschen auferlegt ist. Die Predigten des heiligen Johannes Pauls II. wurden zum Ende seines Pontifikates hin immer kürzer. Er hatte, bedingt durch die Parkinson-Erkrankung, auch mit schweren Atemproblemen zu kämpfen. Beharrlich und unermüdlich suchte er dennoch die Nähe zu den Menschen, und die Menschen suchten ihn. Seine letzte Auslandsreise führt ihn nach Lourdes. Dort sagte er am Hochfest Mariä Himmelfahrt: „Das Gute erregt kein Aufsehen, und die Kraft der Liebe äußert sich in der zurückhaltenden Diskretion des täglichen Dienens.“ Er verband sich, deutlich geschwächt und erschöpft, noch einmal im Gebet mit den Kranken und mit allen, die an Gott glauben oder mit ganzer Seele das Antlitz des Herrn suchen. Johannes Paul II. ermutigte besonders die jungen Menschen zum Glauben an Gott – und alle sahen den gebrechlichen, leidenden Papst, tief berührt von der Begegnung mit dem Stellvertreter Christi. Zu Beginn des Jahres 2005 spürte Johannes Paul II., dass der Herr ihn zu sich rief. Die letzte Wegstrecke hatte begonnen. Während des Aufenthaltes in der Gemelli-Klinik verlas Erzbischof Sandri die Worte des Papstes zum Angelus-Gebet am 6. März 2005: „Christus ist gekommen, um die Augen der Menschen für das Licht des Glaubens zu öffnen. Ja, ihr Lieben, der Glaube ist das Licht, das uns auf dem Weg des Lebens führt, er ist die Flamme, die uns in schwierigen Augenblicken tröstet. Wenn ein Kind geboren wird, sagt man, daß es »das Licht der Welt erblickt«. … Die allerseligste Jungfrau Maria möge uns helfen, von Christus die Gabe eines immer klareren und stärkeren Glaubens zu erlangen, damit wir konsequente und mutige Zeugen seines Evangeliums sein können.“ Was konnte Johannes Paul II., der mutige Zeuge des Evangeliums, nun noch tun? Seine Zeit, für immer nach Hause zu gehen, war gekommen. In den Tagen seines Leidens, so scheint es, ist Johannes Paul II. dem gekreuzigten Christus immer ähnlicher geworden. Wir alle wissen, wie unerträglich es sein kann, die schweren Leiden unserer geliebten Angehörigen mitanzusehen und nur noch die eigene Ohnmacht bezeugen zu können. Die Teilhabe an der Passion hat viele Formen. Am 27. Februar 2005 ließ er diese Botschaft  beim Angelus verlesen: „Wenn wir auf Christus schauen und ihm mit geduldigem Vertrauen folgen, werden wir erkennen, daß jede Form menschlichen Leidens eine göttliche Verheißung des Heils und der Freude beinhaltet. Ich wünsche mir, daß diese Botschaft des Trostes und der Hoffnung alle Menschen erreiche, vor allem diejenigen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, und all jene, die an Körper und Geist leiden.“ Johannes Paul II. ist in dem Glauben gestorben, dass das Beste noch kommt, das Ewige Leben im Reich Gottes. Er hat in vielen Enzykliken den Glauben und die Morallehre der Kirche bezeugt, erklärt, verteidigt und allen Menschen guten Willens ans Herz gelegt. Sein geistliches Erbe bleibt ein Auftrag für uns heute. Am Ende seines Lebens steht kein Lehrschreiben. Doch die Katechesen des Leidens und der stumme Ostersegen sind – nach meiner Wahrnehmung – eine ungeschriebene Enzyklika. Der damalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger sagte in der Predigt beim Requiem für Johannes Paul II.: „Für uns alle bleibt es unvergeßlich, wie der Heilige Vater, vom Leiden gezeichnet, am letzten Ostersonntag seines Lebens noch einmal am Fenster des Apostolischen Palastes erschienen ist und zum letzten Mal den Segen »Urbi et orbi« erteilt hat. Wir können sicher sein, daß unser geliebter Papst jetzt am Fenster des Hauses des Vaters steht, uns sieht und uns segnet. Ja, segne uns, Heiliger Vater.“ Wir dürfen heute, dankbar für das Pontifikat Johannes Pauls II., gemeinsam beten: Heiliger Johannes Paul II., bitte für uns. Quelle: CNA Deutsch,  25. September, 2021  Autor: Dr. Thorsten Paprotny

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