Mission – Auftrag der Kirche

Geistliche Betrachtungen zu den Enzykliken des hl. Johannes Pauls II. – Teil 14
Die EWTN-Gründerin Mutter Angelica zeigt Papst Johannes Paul II. eine der frühen Satellitenschüsseln. Foto: EWTN

In dem weitsichtigen Lehrschreiben „Redemptoris missio“, das am 7. Dezember 1990 publiziert wurde, hat Johannes Paul II. die ihm besonders am Herzen liegenden Dimensionen der Verkündigung differenziert und mit apostolischer Leidenschaft vorgestellt.

Eine Kirche, die sich selbst verschließt, bezeugt nicht mehr Christus, sondern wird zu einer überflüssigen Organisation, die den Strukturen und Vereinen dieser Welt entspricht. Symptome einer solchen Verweltlichung beobachten wir gegenwärtig in Deutschland insbesondere beim „Synodalen Weg“, auf dem die Gottesfrage marginalisiert und die Verkündigung des Evangeliums nivelliert wird. Die Aktualität der Enzyklika wird insbesondere deutlich, weil an den Auftrag der Christen erinnert werden muss: „Die Verkündigung hat in der Mission jederzeit Vorrang. Die Kirche darf sich dem ausdrücklichen Auftrag Christi nicht entziehen; sie darf den Menschen die »gute Nachricht«, daß sie von Gott geliebt und gerettet sind, nicht vorenthalten.“ Heute scheint ein Bekenntnis zu maßloser Kritik an der Kirche oft die Verkündigung der Frohen Botschaft ersetzt zu haben. 

Johannes Paul II. hat 1990 zur Mission ermuntert und ermutigt: „Mission ist eine einzige, aber komplexe Wirklichkeit, die sich in verschiedenen Formen entfaltet, unter denen einige in der gegenwärtigen Situation der Kirche und der Welt von besonderer Wichtigkeit sind. … Der Christ und die christliche Gemeinde sind tief verwurzelt im Leben der jeweiligen Völker; sie sind Zeugen des Evangeliums auch in der Treue zu ihrer Heimat, zu ihrem Volk, zu ihrer Landeskultur, immer jedoch in der Freiheit, die Christus gebracht hat. Das Christentum ist offen für eine weltweite Brüderlichkeit, weil alle Menschen Söhne und Töchter desselben Vaters und Geschwister in Christus sind. … Die Kirche und die Missionare müssen auch ein Zeugnis der Demut geben, bezogen vor allem auf sich selbst. Diese Demut drückt sich auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene aus in der Fähigkeit zur Gewissenserforschung, um in den eigenen Verhaltensweisen das auszubessern, was unevangelisch ist und das Angesicht Christi entstellt.“ Doch wir hören wenig von einem „Zeugnis der Demut“ in unserer Zeit, vielmehr beobachten wir beständig Zeugnisse des Hochmuts, der Kritiklust und der Arroganz.   

Doch die Christen sind dazu bestellt, „Zeugen des Evangeliums“ zu sein. Der Papst legt zudem dar, dass der Missionar – damit jeder Christ – aufgerufen ist, sich zuinnerst zu Christus zu bekehren und sich von Christus erneuern zu lassen: „Sicher, jeder Bekehrte ist ein Geschenk auch an die Kirche und bedeutet für sie eine schwere Verantwortung; nicht nur, weil er im Katechumenat auf die Taufe vorbereitet und dann durch religiöse Unterweisung begleitet werden muß, sondern auch weil er, speziell als Erwachsener, mit neuer Energie die Begeisterung des Glaubens mitbringt und den Wunsch, in der Kirche selbst ein gelebtes Evangelium vorzufinden. Es wäre für ihn eine Enttäuschung, wenn er, der in die kirchliche Gemeinschaft eingetreten ist, dort ein müdes, freudloses, nicht erneuerungsbereites Leben anträfe. Wir können nicht die Bekehrung predigen, wenn wir uns nicht selbst jeden Tag bekehren.“

Finden wir heute in der Kirche das „gelebte Evangelium“? Strahlen wir selbst die Freude am Glauben, die Freude an Gott aus? Oder erwecken wir den Anschein, dass wir – ausgezehrt von fruchtlosen Dialogprozessen und erschöpft von müßigen Strukturdebatten – bloß die säkulare Tristesse vermehren? Möge auch die Kirche in Deutschland diese Wüste der Freudlosigkeit endlich verlassen! Ja, von der Müdigkeit und Freudlosigkeit der Christen spricht Johannes Paul II. sehr deutlich und förderte bekanntlich charismatische Erneuerungsbewegungen mit großer Leidenschaft. Aber es geht nicht darum, sich einer solchen Gruppe oder Gemeinschaft anzuschließen, sondern – ganz einfach – bei sich selbst anzufangen, sich an Christus neu auszurichten. Aus der Anbetung, aus dem stillen Verharren vor dem Tabernakel lebt der Glaube, der sich nicht in Gremien bewähren soll, sondern im frohen Zeugnis für Gott im Alltag, in der Pfarrgemeinde und darüber hinaus: „Was von den Anfängen des Christentums an für die universale Mission unternommen wurde, behält seine Gültigkeit und Dringlichkeit bis zum heutigen Tag. Die Kirche ist ihrer Natur nach missionarisch, da der Auftrag Christi nicht bedingt und äußerlich ist, sondern das Herz der Kirche betrifft.“

Über die „Pflicht zur Heiligkeit“ sollen die Gläubigen neu nachdenken. Ein Gesandter des Herrn ist vor allem ein betender Mensch, ein „Mensch der Seligpreisungen“: „Indem er die Seligpreisungen lebt, erfährt der Missionar und beweist mit seinem Leben, daß das Reich Gottes schon gekommen ist und daß er es schon angenommen hat. Das Wesensmerkmal jedes echten missionarischen Lebens ist die innere Freude, die aus dem Glauben kommt. In einer von so vielen Problemen verängstigten und bedrängten Welt, die zum Pessimismus neigt, muß der Verkünder der »Frohbotschaft« ein Mensch sein, der in Christus die wahre Hoffnung gefunden hat.“ Ein gläubiger Christ ist also weder ein Bote eines abendländischen Nostalgievereins noch einer Kirchenpartei für säkulare Anpassungsstrategien. Ein Christ ist zudem weder der Gesandte einer kulturpessimistischen Grimmigkeit noch der Apostel einer eloquenten, modernistischen Geschmeidigkeit. Der Christ lebt, schlicht und einfach, aus der Freude an Gott, aus der Freude am Glauben, und diese Freude leuchtet aus dem Christen hervor. Diese Freude, ein Glied der Kirche des Herrn zu sein, ist ein missionarisches Zeugnis in einer trostlosen Zeit. Sind wir erfüllt davon? Strahlen wir die Freude des Glaubens aus?

 

 

Quelle: CNA Deutsch, 01. Mai, 2021 

Autor: Dr. Thorsten Paprotny

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