„Jesus, ich vertraue auf dich!“

Eine Betrachtung zum Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit

Heilige, Mystikerin, Ordensfrau der Kirche: Schwester Maria Faustyna vom Allerheiligsten Sakrament Foto: marian.org / wikimedia (CC0)

Im Heiligen Jahr 2000, am 30. April., sprach Johannes Paul II. die Mystikerin Schwester Faustyna Kowalska heilig. Die Kirche Gottes kann auch heute nichts Besseres tun, als die „große Botschaft der göttlichen Barmherzigkeit“ ins Gedächtnis zu rufen – angesichts des Furors des Krieges in der Ukraine, in Syrien und anderswo, hinsichtlich der Gegenwart des Bösen in der Welt und der unvorstellbaren Gräueltaten, die wir bezeugen.

Der heilige Johannes Paul II. hat in seiner Homilie damals an die Worte des auferstandenen Herrn erinnert, der „im Abendmahlssaal die große Botschaft von der göttlichen Barmherzigkeit überbringt und der die Apostel mit dem Auftrag betraut: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch […] Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert« (Joh 20,21–23)“.

Der Herr verweist zuvor auf die „Wundmale seines Leidens“, auf die „Wunde seines Herzens“: „Es ist die Quelle, aus der die große Woge der Barmherzigkeit entspringt, die sich über die Menschheit ergießt.“ Die Lichtstrahlen, die die Welt erleuchten seien, und dieses Wort hat die hl. Faustyna von Christus selbst empfangen, „bedeuten Blut und Wasser“: „Die göttliche Barmherzigkeit erreicht die Menschen durch das Herz des gekreuzigten Christus: »Sage, Meine Tochter, daß Ich ganz Liebe und Barmherzigkeit bin«, so wird Jesus Schwester Faustyna bitten (Tagebuch, a.a.O., S. 337).

Diese Barmherzigkeit gießt Christus über die Menschheit durch die Sendung des Heiligen Geistes aus, der in der Dreifaltigkeit die »Person der Liebe« darstellt. Und ist denn nicht die Barmherzigkeit ein »anderer Name« für die Liebe (Dives in misericordia, 7), verstanden im Hinblick auf ihre tiefste und zärtlichste Seite, auf ihre Eigenschaft, sich um jedwede Not zu sorgen, und insbesondere in ihrer grenzenlosen Fähigkeit zur Vergebung?“

Schwester Faustyna Kowalska, ihr Leben und Beispiel, wird von Johannes Paul II. als „Geschenk Gottes an unsere Zeit“ vorgestellt. Christus habe ihr zwischen den Weltkriegen seine „Botschaft der Barmherzigkeit“ anvertraut: „Diejenigen, die sich daran erinnern, weil sie Zeugen der Ereignisse jener Jahre waren und das schreckliche Leid von Millionen von Menschen miterlebten, wissen nur zu gut, wie notwendig die Botschaft von der Barmherzigkeit war. Jesus sagte zu Schwester Faustyna: »Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmherzigkeit wendet«.“ Die Botschaft sei „nicht neu“, so sagte der Papst, aber sie helfe, die „österliche Frohbotschaft“ intensiv zu erleben. Auch wir müssen heute den Schrecken und die Grausamkeit des Krieges sehen.

Zugleich sehen wir geistliche Verwüstungen, die Verhöhnung des Glaubens und die Entfremdung von Gott. Wir verkennen vielleicht die Dimensionen der Verarmung und der seelischen Verwahrlosung, die mitten unter uns stattfindet. Angriffe auf die Kirche finden mitten in der Kirche statt. Katholiken in der Kirchenprovinz Deutschland gewinnen bisweilen den Eindruck, dass die Frohe Botschaft eher versteckt als verkündet wird. Einige Bischöfe werben leidenschaftlich für die Reformen der Lehre der Kirche und beginnen damit, nicht das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen, sondern dieses im Licht der Zeichen der Zeit zu deuten. 

Johannes Paul II. sagte vor mehr als 20 Jahren: „Was werden die vor uns liegenden Jahre mit sich bringen? Wie wird die Zukunft des Menschen hier auf Erden aussehen? Dies zu wissen ist uns nicht gegeben. Dennoch ist gewiß, daß neben neuen Fortschritten auch schmerzliche Erfahrungen nicht ausbleiben werden. Doch das Licht der göttlichen Barmherzigkeit, das der Herr durch das Charisma von Schwester Faustyna der Welt gleichsam zurückgeben wollte, wird den Weg der Menschen des dritten Jahrtausends erhellen. Es ist notwendig, daß – so wie seinerzeit die Apostel – auch die Menschheit von heute im Abendmahlssaal der Geschichte den auferstandenen Christus aufnimmt, der die Wundmale seiner Kreuzigung zeigt und wiederholt: Friede sei mit euch! Die Menschheit muß sich vom Geist, den der auferstandene Christus ihr schenkt, erreichen und durchdringen lassen. Es ist der Geist, der die Wunden des Herzens heilt, der die Schranken niederreißt, die uns von Gott entfernen und die uns untereinander trennen, und der die Freude über die Liebe des Vaters und über die brüderliche Einheit zurückschenkt.“ Von der „Liebe“ müsse die Menschheit sich „inspirieren lassen“.

So dürfen wir heute im Jahr 2022 mit den Worten des heiligen Johannes Pauls II. um den Frieden in der Welt beten: „Und du, Faustyna, Geschenk Gottes an unsere Zeit, Geschenk Polens an die ganze Kirche, hilf uns, die Tiefe der göttlichen Barmherzigkeit zu erfassen, von ihr eine lebendige Erfahrung zu machen und diese vor unseren Brüdern zu bezeugen. Deine Botschaft des Lichtes und der Hoffnung verbreite sich in der ganzen Welt, sie führe die Sünder zur Umkehr, sie besänftige die Rivalitäten und den Haß und öffne die Menschen für eine gelebte Brüderlichkeit. Indem wir mit dir den Blick auf das Antlitz des auferstandenen Christus richten, machen wir uns dein Gebet der vertrauensvollen Hingabe zu eigen und sprechen mit fester Hoffnung: »Jesus, ich vertraue auf dich!«“ Heilige Faustyna Kowalska, bitte für uns!

 

Quelle: CNA Deutsch, 24. April, 2022 

Autor: Dr. Thorsten Paprotny

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen