Prof. P. Dr. Bernhard Vošicky OCist: Theologie des Leibes nach Johannes Paul II., Vortrag 2
Adventeinkehrtag für die Gebetsgemeinschaft der Freunde des Heiligen Kreuzes am 2. Adventsonntag, 9. Dezember 2007 gehalten von Prof. P. Dr. Bernhard Vošicky OCist 2. Vortrag Heiliger Josef, in unserer Not kommen wir zu dir und bitten voll Vertrauen um deinen Schutz. Du warst in Liebe mit der unbefleckten Gottesmutter Maria verbunden und hast väterlich für Jesus gesorgt. Darum bitten wir dich: Sieh auf das Volk, das Jesus Christus mit seinem Blut erworben hat und hilf uns mit deinem mächtigen Beistand! Du Beschützer der Heiligen Familie, wache über das Haus Gottes! Halte fern von uns alle Ansteckung durch Irrtum und Verderbnis! Du starker Helfer, steh uns bei in dem Kampf mit den Mächten der Finsternis! Du, heiliger Josef, hast das Jesuskind aus der Lebensgefahr errettet, so verteidige jetzt die heilige Kirche Gottes gegen den bösen Feind und seine Verführung! Nimm uns in deinen Schutz, dass wir noch deinem Beispiel mit deiner Hilfe heilig leben, selig sterben und das ewige Leben erlangen! Amen! Papst Benedikt XVI. hat am 8. Dezember 2007, am Fest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria beim Angelus folgende Worte gesprochen: „Wir machen leider die Erfahrung, dass die heranwachsenden Jugendlichen und sogar Kinder zu 0pfern von entstellten Formen der Liebe werden. Verführt von skrupellosen Erwachsenen, die sich selber etwas vor machen und sie in die ausweglose Sackgasse des Konsumismus führen. Selbst heiligste Dinge wie der menschliche Leib, der Tempel Gottes, der Liebe und des Lebens werden so zu Konsumobjekten“. Hier ist der Punkt: der Leib des Menschen, der ein Tempel Gottes, ein Tempel des hl. Geistes ist, also etwas Heiligstes, darf nicht Konsumobjekt sein. Du darfst deinen Leib nicht verkaufen, weder an Mitmenschen noch an den Satan. Der Papst weiter: “Diese Skrupellosigkeit gegenüber den Leibern junger Menschen geschieht jetzt immer früher, manchmal sogar vor der Pubertät. Wie traurig ist es, wenn Kinder das Staunen verlernen gegenüber dem Zauber der schönsten Gemütsregung und die Wertschätzung des Körpers verlorengeht, der Ausdruck der Person und seines unergründlichen Geheimnisses ist. Der absolute Wert der Liebe muss geschützt werden. Ich denke an die jungen Menschen heute, die aufgewachsen sind in einem Umfeld, das übersättigt ist von falschen Glücksverheißungen. Diese Mädchen und Jungen riskieren die Hoffnung zu verlieren, weil sie häufig zu Waisen der wahren Liebe werden, die dem Leben Sinn und Freude schenken“. Aktueller kann man es zu unserem heutigen Thema nicht sagen! Oft kommen junge Menschen zu mir, bei denen ich spüre, dass sie einen Vater brauchen. Auf meine Frage, ob sie einen Vater haben, verneinen sie und sagen, dass sie diesen nie gesehen hatten. Die Mutter haben ihnen noch nie von ihm erzählt. Oder andere sagen: Ja, ich habe kurz einen Vater gehabt, oder meine Mutter hat inzwischen schon mehrere andere Lebensabschnittspartner gefunden. Diese Jugendlichen suchen nach einem Vater. Auf meine Frage, wie war denn der Vater zu dir, höre ich: der eine war sehr streng, der andere hat überhaupt nur distanziert mit mir gesprochen. Ich frage weiter: Hat dich dein Vater einmal geküsst? Nein! Hat er dich umarmt? Nein! Hai er dich an sein Herz gezogen und dich auf seinen Schoß gesetzt? Nein! Viele kennen diese Gesten nicht. Es fehlen nicht nur Gesten und Worte, es ist eine vaterlose Gesellschaft. Alexander Mitscherlich hat mit seinem Buch „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ wohl Recht. Es ist kein Wunder, dass nun der hl. Vater Papst Johannes Paul II. genau dieses Defizit, diesen Mangel erkannt hat und sehr bewusst die Möglichkeit geschenkt hat, ihn als geistlichen Vater zu verehren und zu schätzen. Jedes Jahr schreibt der Papst zum Gründonnerstag einen Brief an die Priester. Johannes Paul II. hat diese Gepflogenheit lückenlos durchgehalten. Jeden Gründonnerstag gab es einen Brief an die Priester. Der 15. dieser Briefe ist der persönlichste und reizvollste, weil er eine sehr offene Sprache führt. Da heißt es: „Um in reifer und froher Weise im Zölibat zu leben, erscheint es vor allem wichtig, dass der Priester tief in sich selbst das Bild der Frau als Schwester entwickelt”. Wir haben im 1. Vortrag am Vormittag gesehen, dass Johannes Paul ll. im Umgang mit den Frauen Unbefangenheit und Zärtlichkeit an den Tag legt, die uns immer wieder überrascht. Er möchte, dass alte Priester diese Unbefangenheit und Zärtlichkeit aufbringen. Deshalb hat er diesen Brief geschrieben, in dem er sich auf die Anweisungen beruft, die der Apostel Paulus seinem Schüller Timotheus, der Bischof in Ephesus war, in seinem ersten Brief gegeben hat. 1 Tim 5, 2: „Ältere Frauen sollst du wie Mütter und jüngere wie Schwestern behandeln, in aller Zurückhaltung“. Johannes Paul ergänzt diese Lehre, in dem hinzufügt, dass der ältere Priester die Mädchen wie Töchter behandeln soll, weil sein Dienst echter geistlicher Vaterschaft ihm Söhne und Töchter im Herrn verschafft. Das Bild der Frau als Mutter, Schwester und als Tochter im Sinne einer echten geistlichen Vaterschaft – das hat Johannes Paul gelebt und deshalb waren auch 4 Millionen Menschen bei seinem Begräbnis. Alle seine geistlichen Söhne und Töchter, die nur irgendwie Zeit und Geld aufbringen konnten, haben ihn aufgesucht. Bis heute stehen Menschenschlangen, um an sein Grab zu gelangen. Oft muss man lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Johannes Paul II. findet eindrucksvolle Wort, um diese schwierige hochstehende Beziehung der Frau als Schwester zu artikulieren: „Ohne Zweifel stellt die Schwester eine besondere Manifestation der geistigen Schönheit der Frau dar. Aber sie ist gleichzeitig die Offenbarung ihrer Unberührbarkeit“. Berührend sind die Worte, die er der unverheirateten Frau widmet, die lernt sich als Schwester zu schenken und so eine besondere geistige Mutterschaft entwickelt. Dies gilt auch für die Ordensfrauen. Wenn sich die Ordensfrauen als Schwestern allen Menschen schenken, entwickeln sie eine besondere Form geistiger Mutterschaft. So übte Mutter Teresa ihre geistige Mutterschaft weltweit und universal aus. Sie kennen vielleicht den neuen Leiter der Missio Austria – Päpstliche Missionswerke in Österreich, Dr. Leo Maasburg. Er war lange Zeit Begleiter von Mutter Teresa, wenn sie in ferne Länder gefahren ist, um wieder eine Niederlassung der Schwestern der Nächstenliebe zu gründen. Sie wollte verständlicherweise als Frau allein einen Priester in ihrer Nähe haben. Da sehen wir wieder die Notwendigkeit