Veritatis Splendor – Der Glanz der Wahrheit
Aus der Einführung in die Enzyklika von Papst Johannes Paul II. Foto: Gerd Altmann auf Pixabay Am 6. August 1993 veröffentlichte Papst Johannes Paul II. die Enzyklika Veritatis Splendor (Der Glanz der Wahrheit), in der er sich mit grundlegenden Fragen der Moraltheologie befasst. Die Schrift ist nicht nur eine theologische Reflexion, sondern auch ein eindringlicher Aufruf an die Welt, die Bedeutung der Wahrheit als Fundament des menschlichen Lebens und Handelns wiederzuentdecken. Im Folgenden soll der Kontext der Enzyklika erörtert werden. Die Veröffentlichung von „Veritatis Splendor“ erfolgte in einer Zeit, in der eine Relativierung der moralischen und ethischen Grundlagen der Gesellschaft zu beobachten war. Der Papst erkannte, dass viele Menschen in einem Klima von Unsicherheit und moralischer Verwirrung lebten. Die Enzyklika richtete sich folglich an die Bischöfe der katholischen Kirche und durch sie an alle Gläubigen und Menschen guten Willens, um die Bedeutung der objektiven Wahrheit für die moralische Entscheidungsfindung zu unterstreichen. Die Kernaussage der Enzyklika Die Einleitung von Veritatis Splendor hebt hervor, dass Christus als „das Licht der Völker“ (Lumen Gentium) die Quelle der Wahrheit ist. Johannes Paul II. betont, dass es eine tiefe Verbindung zwischen Freiheit und Wahrheit gibt. Er verdeutlicht, dass die Freiheit ohne die Wahrheit zu Willkür verkommen kann, während die wahre Freiheit immer in der Anerkennung und Befolgung der moralischen Wahrheit wurzelt. Gleichwohl wird auf die tragische Realität der menschlichen Existenz verwiesen. Der Mensch ist folglich den Konsequenzen der geheimnisvollen Ursünde ausgesetzt, die er auf Anstiftung Satans, „des Lügners und Vaters der Lüge“ (Joh 8,44), begangen hat. In Konsequenz der Erbsünde neigt der Mensch dazu, sich von Gott abzuwenden und sich stattdessen den Götzen zuzuwenden (vgl. 1 Thess 1,9). Dies führt zu einer Vertauschung der Wahrheit Gottes mit der Lüge (Röm 1,25), wodurch die Fähigkeit, die Wahrheit zu erkennen, beeinträchtigt wird. Gleichzeitig wird die Bereitschaft, sich der Wahrheit zu unterwerfen, geschwächt. In dieser Entfremdung strebt der Mensch eine vermeintliche Freiheit außerhalb der Wahrheit an und gerät dabei in die Fänge von Relativismus und Skeptizismus (vgl. Joh 18,38). Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer Rückkehr zur objektiven Wahrheit, die nicht nur den Verstand erleuchtet, sondern auch den Willen formt und den Menschen in eine wahre Freiheit führt. Die Bedeutung für die heutige Zeit Die Veröffentlichung von „Veritatis Splendor“ kann als Einladung verstanden werden, sich mit den Fundamenten des moralischen Handelns auseinanderzusetzen. In einer Ära, die von moralischem Relativismus geprägt ist, bietet die Enzyklika eine orientierende Instanz, indem sie die zentrale Rolle der Wahrheit betont. Der Papst erinnert daran, dass die menschliche Verwirrung hinsichtlich der Unterscheidung zwischen Gut und Böse letztlich aus der Abwendung von Gott herrührt. Ohne die Instanz der Wahrheit, welche durch Gott verkörpert wird, neigt der Mensch dazu, eigene Maßstäbe zu setzen, die in Selbsttäuschung und moralische Irreführung resultieren. Die Annahme der Wahrheit Gottes befreit den Menschen nicht nur, sondern befähigt ihn zudem, die Götzen zu entlarven, welche ihn in eine Illusion von Freiheit locken. In diesem Kontext lädt Johannes Paul II. die Gläubigen dazu ein, das Beispiel Jesu Christi als vollkommenes Modell des moralischen Lebens zu betrachten und dem Ruf
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