Prof. P. Dr. Bernhard Vošicky OCist: Theologie des Leibes nach Johannes Paul II., Vortrag 2

Adventeinkehrtag für die Gebetsgemeinschaft der Freunde des Heiligen Kreuzes

am 2. Adventsonntag,  9. Dezember 2007 gehalten von

Prof. P. Dr. Bernhard Vošicky OCist

2. Vortrag

Heiliger Josef, in unserer Not kommen wir zu dir und bitten voll Vertrauen um deinen Schutz. Du warst in Liebe mit der unbefleckten Gottesmutter Maria verbunden und hast väterlich für Jesus gesorgt. Darum bitten wir dich: Sieh auf das Volk, das Jesus Christus mit seinem Blut erworben hat und hilf uns mit deinem mächtigen Beistand! Du Beschützer der Heiligen Familie, wache über das Haus Gottes! Halte fern von uns alle Ansteckung durch Irrtum und Verderbnis! Du starker Helfer, steh uns bei in dem Kampf mit den Mächten der Finsternis! Du, heiliger Josef, hast das Jesuskind aus der Lebensgefahr errettet, so verteidige jetzt die heilige Kirche Gottes gegen den bösen Feind und seine Verführung! Nimm uns in deinen Schutz, dass wir noch deinem Beispiel mit deiner Hilfe heilig leben, selig sterben und das ewige Leben erlangen! Amen!
Papst Benedikt XVI. hat am 8. Dezember 2007, am Fest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria beim Angelus folgende Worte gesprochen: „Wir machen leider die Erfahrung, dass die heranwachsenden Jugendlichen und sogar Kinder zu 0pfern von entstellten Formen der Liebe werden. Verführt von skrupellosen Erwachsenen, die sich selber etwas vor machen und sie in die ausweglose Sackgasse des Konsumismus führen. Selbst heiligste Dinge wie der menschliche Leib, der Tempel Gottes, der Liebe und des Lebens werden so zu Konsumobjekten“.
Hier ist der Punkt: der Leib des Menschen, der ein Tempel Gottes, ein Tempel des hl. Geistes ist, also etwas Heiligstes, darf nicht Konsumobjekt sein. Du darfst deinen Leib nicht verkaufen, weder an Mitmenschen noch an den Satan.
Der Papst weiter: “Diese Skrupellosigkeit gegenüber den Leibern junger Menschen geschieht jetzt immer früher, manchmal sogar vor der Pubertät. Wie traurig ist es, wenn Kinder das Staunen verlernen gegenüber dem Zauber der schönsten Gemütsregung und die Wertschätzung des Körpers verlorengeht, der Ausdruck der Person und seines unergründlichen Geheimnisses ist. Der absolute Wert der Liebe muss geschützt werden.
Ich denke an die jungen Menschen heute, die aufgewachsen sind in einem Umfeld, das übersättigt ist von falschen Glücksverheißungen. Diese Mädchen und Jungen riskieren die Hoffnung zu verlieren, weil sie häufig zu Waisen der wahren Liebe werden, die dem Leben Sinn und Freude schenken“.
Aktueller kann man es zu unserem heutigen Thema nicht sagen!
Oft kommen junge Menschen zu mir, bei denen ich spüre, dass sie einen Vater brauchen. Auf meine Frage, ob sie einen Vater haben, verneinen sie und sagen, dass sie diesen nie gesehen hatten. Die Mutter haben ihnen noch nie von ihm erzählt. Oder andere sagen: Ja, ich habe kurz einen Vater gehabt, oder meine Mutter hat inzwischen schon mehrere andere Lebensabschnittspartner gefunden. Diese Jugendlichen suchen nach einem Vater.
Auf meine Frage, wie war denn der Vater zu dir, höre ich: der eine war sehr streng, der andere hat überhaupt nur distanziert mit mir gesprochen. Ich frage weiter: Hat dich dein Vater einmal geküsst? Nein! Hat er dich umarmt? Nein! Hai er dich an sein Herz gezogen und dich auf seinen Schoß gesetzt? Nein! Viele kennen diese Gesten nicht. Es fehlen nicht nur Gesten und Worte, es ist eine vaterlose Gesellschaft. Alexander Mitscherlich hat mit seinem Buch „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ wohl Recht. Es ist kein Wunder, dass nun der hl. Vater Papst Johannes Paul II. genau dieses Defizit, diesen Mangel erkannt hat und sehr bewusst die Möglichkeit geschenkt hat, ihn als geistlichen Vater zu verehren und zu schätzen.
Jedes Jahr schreibt der Papst zum Gründonnerstag einen Brief an die Priester. Johannes Paul II. hat diese Gepflogenheit lückenlos durchgehalten. Jeden Gründonnerstag gab es einen Brief an die Priester.
Der 15. dieser Briefe ist der persönlichste und reizvollste, weil er eine sehr offene Sprache führt. Da heißt es: „Um in reifer und froher Weise im Zölibat zu leben, erscheint es vor allem wichtig, dass der Priester tief in sich selbst das Bild der Frau als Schwester entwickelt”.
Wir haben im 1. Vortrag am Vormittag gesehen, dass Johannes Paul ll. im Umgang mit den Frauen Unbefangenheit und Zärtlichkeit an den Tag legt, die uns immer wieder überrascht. Er möchte, dass alte Priester diese Unbefangenheit und Zärtlichkeit aufbringen. Deshalb hat er diesen Brief geschrieben, in dem er sich auf die Anweisungen beruft, die der Apostel Paulus seinem Schüller Timotheus, der Bischof in Ephesus war, in seinem ersten Brief gegeben hat. 1 Tim 5, 2: „Ältere Frauen sollst du wie Mütter und jüngere wie Schwestern behandeln, in aller Zurückhaltung“. Johannes Paul ergänzt diese Lehre, in dem hinzufügt, dass der ältere Priester die Mädchen wie Töchter behandeln soll, weil sein Dienst echter geistlicher Vaterschaft ihm Söhne und Töchter im Herrn verschafft.
Das Bild der Frau als Mutter, Schwester und als Tochter im Sinne einer echten geistlichen Vaterschaft – das hat Johannes Paul gelebt und deshalb waren auch 4 Millionen Menschen bei seinem Begräbnis. Alle seine geistlichen Söhne und Töchter, die nur irgendwie Zeit und Geld aufbringen konnten, haben ihn aufgesucht. Bis heute stehen Menschenschlangen, um an sein Grab zu gelangen. Oft muss man lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Johannes Paul II. findet eindrucksvolle Wort, um diese schwierige hochstehende Beziehung der Frau als Schwester zu artikulieren: „Ohne Zweifel stellt die Schwester eine besondere Manifestation der geistigen Schönheit der Frau dar. Aber sie ist gleichzeitig die Offenbarung ihrer Unberührbarkeit“.
Berührend sind die Worte, die er der unverheirateten Frau widmet, die lernt sich als Schwester zu schenken und so eine besondere geistige Mutterschaft entwickelt. Dies gilt auch für die Ordensfrauen. Wenn sich die Ordensfrauen als Schwestern allen Menschen schenken, entwickeln sie eine besondere Form geistiger Mutterschaft. So übte Mutter Teresa ihre geistige Mutterschaft weltweit und universal aus.
Sie kennen vielleicht den neuen Leiter der Missio Austria – Päpstliche Missionswerke in Österreich, Dr. Leo Maasburg. Er war lange Zeit Begleiter von Mutter Teresa, wenn sie in ferne Länder gefahren ist, um wieder eine Niederlassung der Schwestern der Nächstenliebe zu gründen. Sie wollte verständlicherweise als Frau allein einen Priester in ihrer Nähe haben. Da sehen wir wieder die Notwendigkeit der Ergänzung!
Einmal sind sie von einer großen weiten Reise durch Asien nach Rom zurückgekehrt. Zu dieser Zeit lag Johannes Paul II. im Krankenhaus, in der Gemelli-Klinik. Sie erlitt wenig später einen Herzinfarkt und musste auch ins Krankenhaus. Dr. Leo Moosburg durfte daraufhin eine telefonische Kommunikation herstellen zwischen Giovanni Paolo und Madre Teresa. Der Papst war ganz schlecht beisammen und auch sie mii dem Herzen!
Als die telefonische Verbindung zustande kam, hat er nicht gesprochen und sie auch nicht. Da Mutter Teresa gern englisch gesprochen hat, sagte er dann doch: „Mother Teresa, I love you“. „Dann gab es eine lange Pause, bis kam: „I love you too“. Danach legten beide wieder auf.
Das wollte ich heute erzählen, damit wir wissen, was das Bild der Frau als Schwester mit geistlicher Mutterschaft und echter Liebe ist. Ich denke, dieses Beispiel genügt. Berührend sind die Worte, die Johannes Paul II. der unverheirateten Frau widmet, die lernt sich als Schwester zu schenken und so eine besondere geistige Mutterschaft erkennt.
Teresa von Kalkutta, wie sie auch genannt wird, hat sich als Schwester allen geschenkt und wurde so geistige Mutter vieler Menschen.
Dieses uneigennützige Geschenk schwesterlicher Weiblichkeit erhellt die menschliche Existenz, weckt die edelsten Gefühle, deren der Mensch fähig ist und hinterlässt stets eine Spur der Dankbarkeit für das unverdient gewährte Gute.
Der Brief des Papstes sagt uns etwas darüber, wie Wojtyla es als Mann fertiggebracht hat, jede Frauengestalt zu lieben, obwohl es in seinem Leben als Mann nie eine Frau gegeben hat. Er ist so weit gekommen, weil er das Bild der Frau als Schwester in sich hat wachsen lassen.
Vielleicht ist die Meinung nicht ganz falsch, dass die völlig unbefangenen affektiven Gesten von Johannes Poul II. mehr bieten als seine Worte. Die Gesten, die er uns immer wieder gezeigt und vorgelebt hat, sind sprechende Gesten. Sie drücken seine innere Einstellung zur Theologie des Leibes am besten aus.
Wir erinnern uns, wie Johannes Paul II. sich in San Jose in Costa Rica von der Terrasse der Nuntiatur zu einer Gitarre Spielerin hinunter beugte und sie einen Luftsprung machte,
um ihn zu berühren. (3. März 1983) Wir erinnern uns weiter, dass er 12 Jahre später im Central-Park von New York der Sängerin, die die Messfeier so verschönt hatte, mit der Hand lange Zeit über die Haare gestrichen hat. (7. 0ktober 1995) Aber unter allen Erinnerungen on seine ungewöhnlichen Gesten gegenüber den Frauen kommt uns als schönste jene von Sydney – Australien am 26. November 1986 in den Sinn. Er küsst das Mädchen, das die Begrüßungsworte gesprochen hat. Er küsst ihr auf die Stirne, wobei er ihren Kopf zwischen seinen beiden Händen hält. Das Foto ist damals über die ganze Welt gegangen: Dieser ehrfurchtsvolle Kuss auf die Stirne und das Gesicht des Mädchens in den Händen des Papstes!
Warum gehen diese Bilder um die ganze Welt? Weil sie die reine, lautere, zärtliche Liebe zeigen, wo es wirklich keine Form der Sünde und keinen Hauch einer verzerrten oder entarteten Geschlechtlichkeit gibt. Da ist alles rein und sauber. Da erkennt der Papst in diesem Mädchen das Ebenbild Gottes. Er achtet die Persönlichkeit dieses Mädchens, er ehrt Jesus Christus in diesem Mädchen (Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan) und er liebt das Mädchen mit der zärtlichen Liebe Gottes. Er schätzt sie als Schwester, denn er hat das Bild der Frau als Schwester in sich wachsen lassen.
Nach diesem Kuss in Sydney nimmt er zwei Mädchen in roten Leibchen, die zum Chor gehören an der Hand und reiht sich so in eine Kette von 30 000 Personen ein, die das ganze Areal verbindet. Er schunkelt und singt mit ihnen. Schließlich umarmt er die beiden Mädchen, drückt sie an die Brust und streichelt mit einer Hand über die Haare ihres Pferdeschwanzes.
Er kennt keine Scheu vor der physischen Nähe und dem körperlichen Kontakt, weil er in sich das Bild der Frau als Schwester wachsen hat lassen und weil er die Reinheit Christi, die Reinheit des Schöpfers in dem anderen und auch in sich vorfinden kann. So kennt er keine Scheu vor der physischen Nähe und dem körperlichen Kontakt, wie es vielleicht bei anderen Päpsten der Fall zu sein schien.
Johannes Poul II. sucht und schätzt diese Kontakte sogar als Methode postoraler Begegnung. Für ihn ist es eine seelsorgliche Methode. Am 13. Mai 1995, beim Besuch einer römischen Pfarre, sagte er: „Ich habe noch einen ziemlich weiten Weg vor mir und hoffe vielen Menschen zu begegnen und ihnen nahe zu sein. Im Gebet versuche ich das immer zu tun. Aber der Pastoralbesuch ist ein besonderer Moment, weil ich euch da berühren und umarmen kann”. Schöner kann es der Bischof von Rom nicht sagen!
Wie oft haben wir diese Gesten bei Johannes Paul II. beobachtet! Wenn er von bestimmten Formen des Kusses spricht, könnten wir an die Küsse denken, die er den Mädchen
auf die Stirne zu geben pflegt und auch an die Gesten, sie an die Brust zu drücken, wenn sie ihn auf den Stufen des Podiums begrüßen.
Bekannt sind seine Begegnungen bei den Weltjugendtreffen. Diejenigen, die persönlich liebevoll zu ihm gesprochen haben, hat er immer umarmt, on die Brust gedrückt und auf die Stirn geküsst.
Einmal, als er in Djakarta/Indonesien (13.Okober 1989) war, hat er aus dem Stehgreif zu den Bischöfen Indonesiens gesprochen. Die Anweisungen über die Theologie des Leibes waren zumeist nicht aufgeschrieben. Sie kamen immer aus seinem Herzen.
Er sprach spontan und sagte, dass die beste Verwirklichung der Mission des Papstes in dieser Zeit darin besteht, hinzugehen, Erfahrungen zu sammeln, den Menschen zu begegnen und sie zu berühren, so als ob er den physischen Kontakt als einen Höhepunkt der pastoralen Begegnung hinstellen wollte.
Auch Mutter Teresa hat sich bei Kranken immer bemüht, sie kurzfristig zu berühren, um so einen Kontakt mit Jesus herzustellen. Natürlich wusste der hl. Vater, wer er ist. Nach einigen Jahren Papsttum, weiß man schon, dass man der Stellvertreter Christi auf Erden ist. Wenn er nun das unsichtbare Oberhaupt der Kirche sichtbar darlegen und aufzeigen kann, dann ist klar, wenn er berührt, berührt Christus. Er setzt sozusagen die Berührungen und Kontaktaufnahmen Jesu fort.
Jesus hat auch gern die Kranken berührt und ihnen die Hände aufgelegt. Er hat die Kinder geliebt, umarmt und geküsst und auf diese Weise ihnen seine Nähe gezeigt. Das möchte der Papst fortsetzen. Die physischen Kontakte waren die Höhepunkte seiner postoralen Besuche.
Zurück zum Brief von 1995: “Über die Bedeutung der Frau im Leben des Priesters“, einem Schlüsseltext, um die Gedanken des Priesters Wojtyla über die Liebe ins rechte Licht zu rücken, mit dem berühmten Satz: Das Bild der Frau als Schwester in sich wachsen zu lassen.
Vielleicht ist die Meinung nicht ganz falsch, dass die völlig unbefangenen affektiven Gesten dieses Papstes mehr wiegen als seine Worte. Sie drücken nämlich seine innere Einstellung zur Theologie des Leibes am besten aus.
Vielleicht ist es erlaubt mit dem Wunsch zu schließen, die neuen und ungewohnten Gesten dieses Papstes möchten ein Vorbild zu ähnlich neuen und ungewohnten Worten seines Nachfolgers sein. Ich habe den Eindruck, dass Benedikt XVI. nicht nur vieles sonders alles von seinem Vorgänger ererbt hat. Es ist erstaunlich, dass der Herr Professor für Dogmatik aus dem etwas kühlen Deutschland jetzt bei seinen Begegnungen sehr zärtlich geworden ist.
Nie hätten wir uns vorstellen können, dass nur 12 Jahre nach dem Pontifikat Pius XII., der gerade körperlos zu sein schien, wir das Geschenk eines Papstes erhalten würden, der Mädchen wie ein Vater an seine Brust drückt.
Warum sollten wir uns nicht vorstellen, dass es immer wieder Päpste geben wird, die diese neuen Gesten konsequenterweise mit seinen Worten vollenden und uns jene Theologie des Leibes lehren, von der Johannes Paul geträumt hat und uns hat träumen lassen?
Noch ganz sexuell verdrehten Auffassungen des 20. Jahrhunderts, noch ganz verkehrtem Sexualdenken auch durch Sigmund Freud und anderer Psychoanalytiker, nach ganz verkehrten und verdrehten Sexualauffassungen der erotischen Sexwelle des 20. Jahrhunderts kam dieser Papst mit einer gesunden christlichen Theologie des Leibes.
Zu dieser Thematik hat er mehr indirekte Anspielungen gemacht als direkt gesagt, hat mehr Taten gesetzt als Erklärungen abgegeben. Er hat uns gezwungen seine Gesten zu deuten als wären sie Ansprachen. Seine Taten und Gesten waren die besten Predigten und er hat uns gelehrt sie im Lichte der Gesten zu verstehen und die Inhalte seiner Theologie des Leibes durch die Zeichen seiner Gestik zu entziffern. Wir haben den Eindruck, dass Johannes Paul wegen dieser Dinge von den Menschen mehr geliebt wird als wegen anderen Aspekte seines Wirkens. Sie können das bei Luigi Accatoli, einem interessanten Biographen Johannes Paul II. nachlesen. Die Biographie ist im Komet – Verlag erschienen und bring diese Theologie des Leibes.
Auch ein anderes Buch ist erschienen, das unsere jungen Mitbrüder im Stif t Heiligenkreuz schätzen und das jetzt wie ein Lauffeuer unter den Jugendlichen, die den Papst
lieben verbreitet wird. Das Buch heißt „Theologie des Leibes für Anfänger“, geschrieben von Christopher West und ist eine Einführung in die sexuelle Revolution nach Papst Johannes Paul II.
Die Theologie des Leibes nach Johannes Paul II. bringt Bewegung in die Kirche von heute. Ja, es hat bereits eine sexuelle Gegenrevolution begonnen, wie es manche nennen, gegen die falsche Sex- und Pornowelle des 2O. Jahrhunderts. Der Autor Christopher West fragt: „Was ist die Theologie des Leibes? “ Er schreibt: “Es ist eine der kühnsten Neustrukturierungen der katholischen Theologie seit Jahrhunderten. Eine Art theologische Zeitbombe, die mit dramatischen Konsequenzen hochgehen wird, vielleicht schon im 21.Jahrhundert.
Wir dürfen also erwarten, dass wieder das christliche Menschenbild und des christliche Bild der Liebe auch in der Jugend sich verbreitet.
Ein Kapitel ist besonders bemerkenswert und ich stelle es en den Schluss des 2. Vortrages: Die Sprache des Leibes Nach Johannes Paul II. ist die göttliche Liebe, die Agape, die Muttersprache des Körpers.
Ja, sagt der Papst, der Körper spricht. Er ist dazu da, die Liebe Christi und der Kirche zu verkündigen. Er tut es, wie der Pepsi es offen ausspricht, durch Gesten und Reaktionen, durch die gesamte Dynamik der Spannung und der Lust, deren direkte Quelle der Leib in seiner Männlichkeit und Weiblichkeit ist, der Leib in seinen eigenen und wechselseitigen Handlungen. Durch all das spricht der Mensch. Gerade im Bereich dieser Sprache des Leibes sprechen Mann und Frau sich gegenseitig aus, und zwar auf die vollste und tiefste Weise, die ihnen ermöglicht wird. Wenn fleischliche Liebe, körperliche, sexuelle Liebe die Sprache der göttlichen Agape ausdrücken soll, müssen wir diese Sprache richtig verstehen. Christliche Liebe kann in vier Merkmale unterteilt werden, damit auch die Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe ein Ausdruck der göttlichen Liebe ist.
Wenn ein Merkmal fehlt, ist es nicht Ausdruck der göttlichen Liebe.
Was sind die vier Merkmale?
1. Freiwillig: Christus gibt seinen Leib freiwillig hin. Freiwillig, d.h. es darf keinen Druck, keine Drohung und Nötigung geben, ohne Furcht und Zwang. Wie viel gibt es heute an sexueller Nötigung auch im Bereich junger Menschen. Es werden schon die Vorpubertären gezwungen. Jesus sagt (Joh. 10, 18): „Niemand entreißt mir das Leben, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. „Niemand entreißi mir den Leib, sondern ich gebe ihn aus freiem Willen hin.
2. Uneingeschränkt: Christus gibt sich uneingeschränkt hin. Denken wir on die Eucharistie! Er verschenkt seinen Leib seit dem letzten Abendmahl milliardenfach. Wie viele Kommunionen gibt es seither? Immer ist es der Leib Christi, der sich uneingeschränkt hingibt ohne Vorbehalt, ohne Bedingung und ohne Eigennützigkeit. Joh. 13, 1: „Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“. Das ist sehr wichtig in der ehelichen Liebe! Sich verschenken, aber nicht so, dass ich etwas für mich haben muss. Nicht das Haben bestimmt mich, sondern das Sein.
3. Treue: Jesus gibt seinen Körper in Treue hin. Er sagt: ”Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“. (Mi. 28, 20) Er ist absolut treu und bleibt immer bei uns.
4. Fruchtbar: Jesus gibt seinen Körper fruchtbar. ”Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. “ (Joh. 10, 10)
Bei echter und wahrer Liebe müssen diese vier Punkte immer vorhanden sein. Auch die geschlechtliche Liebe ist dann eine wahre und aufrichtige Liebe.
Wenn Männer und Frauen die Fallen einer falschen Liebe meiden und ihre Berufung ganz leben wollen, muss ihre Vereinigung dieselbe sein, nämlich frei, uneingeschränkt, treu und fruchtbar. Die freie, uneingeschränkte, treue, fruchtbare Liebe muss zum Ausdruck gebracht werden, weil auch Christus sie ausdrückt. Das ist seine Liebe, dann spiegelt sich seine Liebe in der menschlichen wider.
Ein anderer Name für diese Art von Liebe ist die Ehe. Genau dazu haben sich Braut und Bräutigam am Altar verpflichtet. Der Priester oder Diakon fragt bei der Trauung: „Seid ihr freiwillig und ohne Vorbehalte hierhergekommen, um euch in der Ehe aneinander hinzugeben? Versprecht ihr die Treue bis in den Tod? Seid ihr bereit die Kinder anzunehmen?“ interessant ist, dass Braut und Bräutigam immer spontan mit „Ja“ antworten.
Dann sind die Ehepartner aufgefordert, dasselbe JA mit ihrem Leib auszusprechen, wann immer sie ein Fleisch werden. Mit ihrem JA ist das JA des Leibes verbunden. Tatsächlich werden die Worte: „Ich nehme dich an als meine Frau/als meinen Mann“, erst durch die geschlechtliche Vereinigung der Eheleute erfüllt, sagt der Papst. Also wenn sie ihr JA mit dem Leib aussprechen.
Am 5. Jänner 1983 sagt Johannes Paul: „Mit der geschlechtlichen Vereinigung gelangen wir zu der Wirklichkeit, die diesen Worten entspricht“.
Demnach geschieht der eheliche Akt dort, wo die Worte der Eheschließung Fleisch werden. JA-Worte bei der Ehe müssen Fleisch werden. Hier ist auch der Ort, wo Mann und Frau die göttliche Liebe Fleisch werden lassen sollen. Es ist wunderbar, wenn ein Paar noch einmal in die Kirche kommt, um das Versprechen an einem bestimmten Hochzeitstag zu erneuern. Das sollte aber nichts an der Tatsache ändern, dass ein Mann und eine Frau immer dann, wenn sie im Geschlechtsakt zusammenkommen, aufgerufen sind ihr Eheversprechen mii der Sprache des Leibes zu erneuern. Jeder eheliche Akt ist eine Erneuerung des Eheversprechens in der Sprache des Leibes und in der Sprache der Gesten.
Nun müssen wir zwischen wahren und falschen Propheten unterscheiden. Auch darüber spricht nun der Papst: „Die Sexualethik der Kirche erscheint sinnvoll, wenn sie aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet wird. Die Lehre der Kirche ist keine prüde Liste von Verboten“. Es wird immer wieder gesagt, dass die Kirche nur verbietet! ”Nein, die Lehre der Kirche ist ein Appell, unsere eigene Größe, unsere eigene von Gott gegebene Würde anzunehmen“. Mensch, erkenne deine Würde und Verantwortung! Du bist dein ganzes Leben lang verantwortlich für den Menschen, den du dir vertraut gemacht hast.
Wenn dann Jugendliche „schnell miteinander schlafen“ und damit eigentlich schon Vertrauen geweckt haben und dieses Vertrauen dann gebrochen wird, ist es eine Katastrophe. Das ist heute häufig der Fall. Es gibt viele verletzte, zerstörte, zerbrochene Menschen, weil das Vertrauen missbraucht wurde. Man ist das ganze Leben für den verantwortlich, den man sich vertraut gemacht hat!
Daher muss man die Würde des anderen erkennen, ihn lieben, achten und ehren und auch die Gegenwart Gottes in ihm sehen. Daher gilt es auch, Respekt und Achtung vor dem Leib des anderen zu haben, weil er ein Tempel Gottes und des hl. Geistes ist. Das ist die Verantwortung, die wir haben. Du trägst Verantwortung! Der Leib des anderen ist auch ein Tempel Gottes, und den sollst du respektieren, ehren, würdigen und lieben.
Die Kirche appelliert die Liebe zu leben für die wir geschaffen sind und die wir so brennend ersehnen. Johannes Paul II. geht soweit, dass er den Leib und die sexuelle Vereinigung als prophetisch bezeichnet. Ein Prophet ist ein Sprachrohr Gottes, jemand der sein Geheimnis verkündet. Allerdings, so fügt der Papst hinzu, müssen wir vorsichtig sein und wahre von falschen Propheten unterscheiden.
Wenn wir mit unserem Leib die Wahrheit sprechen können, können wir mit unserem Leib auch lügen. Wenn sich jemand leichtfertig, ohne Ehesakrament und ohne Verantwortung dem anderen hingibt, lügt er mit seinem Leib. Das hat dieser Papst so gut erkannt. Es wird heute mit den Gesten des Leibes und den leiblichen Handlungen gelogen. Es sind verlogene Handlungen, sie entsprechen nicht der Wahrheit. Bei der Trauung sprechen wir: „Ich nehme dich an als meine Frau. Ich will dich Iieben, achten und ehren, so lange ich lebe, in Gesundheit und Krankheit, in guten und bösen Tagen bis der Tod uns scheidet“.
Wenn diese Worte nicht dahinterstehen, ist es ein verlogenes Tun. Dann lügen wir mit unserem Leib.
Wir alle wissen, dass es möglich ist, mit unserem Leib zu lügen. Stell dir vor, ein Verkäufer verkauft dir bewusst ein schlechtes Auto und schüttelt dir dann die Hand. Hat er nicht mit seinem Leib gelogen? Wie war das mii dem Kuss des Judas? Hat er da nicht mit einem Kuss gelogen? Mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn? Du kannst auch mit Küssen lügen.
Ich denke, diese Wirklichkeit sollte man ruhig den jungen Menschen von heute sagen. Wer, glaubst du, veranlasst uns zu lügen? Es kann nur der Satan sein. Der Satan ist der Vater der Lüge. (Joh. 8) Er will, dass wir seine Sprache mit dem Leib sprechen.
Wir können mit unserem Leib und unserer Körpersprache Gott sprechen lassen, aber auch den Satan. Warum? Weil uns der Satan vom tiefsten Geheimnis (Brief an die Epheser 5) Christus und Kirche, Mann und Frau abhalten möchte. Er will uns vom ewigen Leben fernhalten.
„Letztendlich lassen sich alle Fragen der Sexualmoral auf eine ganz simple Frage reduzieren“, sagt Johannes Paul II. lst dieser Akt, diese Handlung wirklich ein Abbild von Gottes freier uneingeschränkter, treuer und fruchtbringender Liebe oder nicht? Wenn ich zuerst ein Präservativ nehme oder eine Pille schlucke, ist es kein fruchtbringender Akt.
Es wird die Fruchtbarkeit reduziert oder verhindert. Es fehlt etwas, ist daher keine Ganzhingabe.
Wir müssen schauen, dass diese Akte und Handlungen Abbilder der Liebe Gottes sind, dieser Liebe, die uns Jesus gezeigt, mitgeteilt und vorgelebt hat, rein, uneingeschränkt, freu und fruchtbringend. Wenn diese vier Punkte nicht da sind, ist es eine falsche, verlogene Liebe. die niemals zufriedenstellen kann. Deshalb gibt es so viele Frustrierte.
Oder auf die Praxis bezogen: Wie gesund wäre eine Ehe, wenn die Ehepartner regelmäßig ihrem Eheversprechen untreu wären? Wie gesund wäre hingegen eine Ehe, wenn die Ehepartner regelmäßig ihr Eheversprechen erneuerten und damit ihre ewige Liebesbereitschaft ausdrückten.
ich lade alle Eheleute ein, ihr Eheversprechen schon in der Früh zu erneuern. Dann ist der Tag wirklich ein Tag des Herrn.
„Theologie des Leibes für Anfänger“ heißt dieses Büchlein. Es war nur ein Anfang von dem, was uns der Papst in seinen Schriften mitteilt. Ich hoffe, dass Sie fortsetzen können und das Büchlein fortschreiben dürfen!
Wenn die Theologie des Leibes die Antwort auf die Krise unserer Zeit gibt, dann geschieht das nur, weil sie die moderne Welt mit dem tiefen Geheimnis Christ und seiner Kirche wieder verbindet. Johannes Paul II. schreibt: „Das verleitet uns sicher nicht zu einer tiefen Ansicht. Im Hinblick auf die großen Herausforderungen unserer Zeit könnte es für uns eine Zauberformel geben. Nein, keine Formel wird uns retten, sondern nur eine Person. Diese Person ist Jesus Christus. Die Gewissheit, die diese Person uns ins Herz spricht: Ich bin bei euch. Christus, der Bräutigam ist bei uns“.
Das ist schön. Wenn bei allen ehelichen Akten Christus, der Bräutigam bei uns ist, ist alles in Ordnung. Wenn Christus, der Bräutigam bei uns bleibt, uns zuschauen darf und der Dritte im Bunde ist, dann ist alles in Ordnung. Das ist unsere lebendige Hoffnung. Das ist die Hoffnung, die uns Johannes Paul II. in der Theologie des Leibes anbietet. Wenn wir diese Hoffnung mit der Welt teilen, wird es uns gemeinsam gelingen das Angesicht der Erde zu erneuern.
So geschehe es, Herr, nach deinem Willen! Maria, die wunderbare Frau, Stern der
Hoffnung, Stern der Neuevangelisierung wird für uns Fürbitte leisten. Amen!

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